Meinung zum Thema „Einzelhandel“ umgesetzt von Jan Nickol
Nr. 5: Entlang der Hauptstraße alte Inschriften entziffern
Eine Sache, die man in Beilstein gemacht haben muss: Entlang der Hauptstraße die alten Hausinschriften entziffern. Sie erzählen von der Erbauung der Häuser und man erfährt etwas über die Entlohnung der Bauleute oder die Preise für Salz und Brot in alter Zeit. Das Zunftzeichen eines Küfers verrät beispielsweise, dass in früheren Zeiten nicht nur der Handel sondern auch die Produktion rings um das Rathaus völlig normal war. Dinge des täglichen Bedarfs und langlebiges Inventar wie eben Fässer, Wannen oder Eimer wurden im Städtle hergestellt und konnten dort gekauft werden.
Auch heutzutage benötigen wir viele Dinge zum Leben. Natürlich vor allem Lebensmittel, aber auch Kleidung, Schuhe, Unterhaltungselektronik – um nur ein paar zu nennen. Wo findet man das alles? Natürlich ganz einfach im Internet. Auf Online-Plattformen, digitalen Marktplätzen oder Vergleichsportalen. Die Ware wird bequem vom heimischen Sofa aus bestellt und wird kurze Zeit später frei Haus geliefert. Auf Verdacht werden verschiedene Modelle und Größen bestellt. Was nicht passt oder gefällt, wird eben wieder zurückgeschickt. Sie ahnen es, jetzt kommen wir langsam zum Kern der Botschaft. Es gibt Menschen, die das Online-Shopping aus verschieden Gründen ablehnen, aber auch solche, denen die Beratung, das Anprobieren, oder auch Austausch von Neuigkeiten wichtig ist. Und es gibt immer noch Menschen, die lieber mit dem Verkaufspersonal sprechen anstatt sich durch einen web-shop zu klicken.
Zugegeben sind alte Inschriften manchmal auch langweilig. Interessant sind auf jeden Fall offene Ladentüren und ansprechende Schaufenster. Aber was passiert, wenn alle nur noch online einkaufen oder in shopping-malls gehen? Die aktuell noch existierenden Geschäfte der Beilsteiner Innenstadt machen keinen Umsatz mehr, den Einzelhändlern wird die Geschäftsgrundlage entzogen. Werden Geschäfte geschlossen und gibt es keine Nachfolge, bleiben die Schaufenster dunkel und das Stadtbild wird unattraktiv und langweilig. Nur noch wenige Menschen sind in der Innenstadt unterwegs, Möglichkeiten des Kontakts und der Begegnung sind verschwunden.
Noch gibt es in Beilstein vor allem von Inhabern geführte Ladengeschäfte und ist – trotz Verkehrsproblem und Parkplatznot – ein gesunder Angebotsmix vorhanden. Die Freien Wähler wollen, dass es auch weiterhin eine Ladenvielfalt in Beilstein gibt. Die Belebung des Kelterplatzes ist dabei ein Schwerpunkt der Bemühungen, auch die Neubelebung des Andreasmarktes soll dazu beitragen. Es freut uns, wenn, wie kürzlich geschehen, Geschäfte vom Ortsrand in die Stadtmitte zurückkehren. Leider kann die Kommunalpolitik nur den Rahmen abstecken. Wie etwa mit dem verkaufsoffenen Feiertag am kommenden Ostermontag. Für den Erhalt des Angebotes sind wir alle verantwortlich. Ganz einfach, indem wir unser Konsumverhalten hinterfragen, weniger fahren und nach Möglichkeit vor Ort einkaufen. So kann jeder Bürger dazu beitragen, dass das Städtle lebendig bleibt.