Wo trifft man sich zwanglos mitten in Beilstein? Für das First Date in Sachen Kommunalpolitik ist das Nebenzimmer im Lamm immer die richtige Adresse. Zumal das Beilsteiner Traditionsgasthaus auch
schon Schauplatz großer Ereignisse war: vor exakt 175 Jahren trafen sich hier während der 1848er Revolution selbstbewusste Beilsteiner, um für ihre Rechte einzutreten. Mit einem im Lamm formulierten und von 98 Bürgern unterzeichneten Bittgesuch an den württembergischen König forderten sie damals eine Änderung der politischen Verhältnisse. Soweit ging es am vergangenen
Montag natürlich nicht und es wurde auch kein Brief an den Ministerpräsidenten adressiert. Die Freien Wähler hatten lediglich zu einem sehr gut besuchten Informationsabend eingeladen.
Wie arbeitet der Gemeinderat und wie läuft das eigentlich bei den Sitzungen? Wie hoch ist der Anteil vorgegebener Themen und wieviel Gestaltungsmöglichkeiten hat man als Gemeinderätin oder Gemeinderat überhaupt? Wie schafft es eine Idee bis zur Umsetzung? Wieviel Zeit muss ich einplanen, wie oft wird man von Bürgern angesprochen – und gibt es auch bedrohliche Situationen?
Das waren die zentralen Fragen, die die aktiven Gemeinderäte der Freien Wähler zu beantworten hatten.
An Anschauungsmaterial für ungelöste Probleme gibt es in Beilstein keinen Mangel. Am Beispiel des Raumaier-Areals konnte sehr gut die Kluft zwischen Pflicht und Kür im kommunalen Handeln dargestellt werden: Auf der einen Seite die Suche nach langfristigen guten städtebaulichen Entwicklungen und die Notwendigkeit, die dort investierten Finanzmittel zu aktivieren. Auf der anderen Seite aktuelle Zwänge wie etwa die Unterbringung von Geflüchteten. Hier
Sofortentscheidungen und dort das Bohren dicker Bretter – Kommunalpolitik ist dann eben wie das normale Leben: man braucht Entschlusskraft aber auch gleichzeitig Geduld und Durchhaltevermögen. Letzteres war bei den Anwesenden ausreichend vorhanden, denn nach Ende des offiziellen Teils
wurde weiter intensiv diskutiert und der Gedankenaustausch fortgesetzt.
Ein nächstes Treffen ist bereits in Planung. Auch wer am Montag keine Zeit hatte, ist schon jetzt herzlich eingeladen.
Dietmar Rupp