Meinung zum Thema „Verkehrsproblematik“ umgesetzt von Martin Hinze und Dietmar Rupp
Nr. 2: Zu Fuß durch den Knochenweg
Eine Sache, die man in Beilstein gemacht haben muss: Auf den Staffeln durch den alten Ortskern wandern oder einen der verborgenen Abkürzungswege nehmen. Einer davon ist der Klausgartenweg. Er verbindet Bahnhof- und Schulstraße und bietet zusätzlich noch einen Gruselfaktor: Direkt angrenzend hat man in der ehemaligen Lehmgrube und bei Bauarbeiten wiederholt menschliche Skelette gefunden. Mit Sicherheit sind noch etliche Totenschädel unter dem Weg verborgen…
Bahnhof- und Schulstraße sind im Grunde nur die innerstädtischen Abschnitte von Winzerhausener und Ilsfelder Weg. Vor Zeiten waren dies die Hauptachsen zur Erschließung der Feldflur. Die heutigen Verkehrsachsen in Beilstein sind neben der Hauptstraße die Gartenstraße und der Heerweg. Auf engem Raum begegnen sich hier Fußgänger, Radfahrer und vor allem Kraftfahrzeuge. Stau ist der Normalzustand. Abhilfe ist nicht in Sicht. Auch die Freien Wähler hatten darauf gesetzt, dass über den Hebel des Lärmschutzes oder der Luftreinhaltung eine Verbesserung erreicht werden könnte. Dass die jüngst beendete Luftmessung keine bedenklichen Werte geliefert hat, ist natürlich erfreulich. Andererseits ist ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen jetzt nicht mehr zu begründen. Übrig geblieben ist Tempo 30 – zumindest als Höchstgeschwindigkeit. Dennoch ist die Überquerung der Hauptstraße kaum möglich und geht nur an den Ampelstationen – was wiederum zusätzlich stockenden Verkehr mit laufenden Motoren bedeutet. So kam die Frage auf, ob es in einer Tempo-30-Zone möglich wäre, auf Ampeln zu verzichten und stattdessen an zusätzlichen Stellen Zebrastreifen auszuweisen. Dafür müsste untersucht werden, ob es dann weniger Stockungen gibt oder am Ende doch nur das klare Rot der Ampel für Sicherheit sorgt. Leider können solche Fragen nicht vor Ort geklärt werden, denn die Beilsteiner Hauptverkehrsader ist keine normale Ortsstraße. Sie ist Landesstraße und zugleich Ausweichstrecke für die Autobahn. Man sieht: die eigentliche Herrschaft über unsere Hauptstraße hat nicht der Beilsteiner Gemeinderat, sondern das Regierungspräsidium Stuttgart bzw. das Land Baden-Württemberg.
Was aber auch zur Wahrheit gehört: Neben den Fahrzeugen, die aus dem Bottwartal oder aus dem Rems-Murr-Kreis in Richtung Autobahn durch Beilstein kommen, gibt es vor allem den „hausgemachten“ Verkehr. Und dieser hat einen ordentlichen Anteil am Problem. Jede neugebaute Wohnung bringt weitere Fahrzeuge auf die Straße. Und auch ein an der Peripherie neu entwickeltes Wohngebiet muss diesem selbstkritischen Blick standhalten !
Selbstverständlich sind die Fernziele wie Umgehungsstraße oder Stadtbahn weiterhin mit Nachdruck zu verfolgen. Doch nachdem in den vergangenen Jahrzehnten viele Chancen (Teilumgehung auf der alten Bahntrasse, durchgängiger Radweg entlang des Söhlbachs u.a.) nicht genutzt wurden bzw. baulich blockiert sind, muss jetzt jede kleine Erleichterung geprüft und umgesetzt werden. Und dazu gehören auch der Erhalt und die eventuelle Neuschaffung von Abkürzungswegen für Radfahrer und Fußgänger. Gruselig wie beim Klausgartenwegle muss es ja nicht unbedingt sein.