Blogbeitrag

Ein neuer Kindergarten – aber wo?

Aus dem Blickwinkel der Demographie hoch erfreulich: es gibt wieder mehr kleine Kinder in Beilstein! Aus Sicht der Kommune: es gibt eine neue Aufgabe – Beilstein braucht einen zusätzlichen Kindergarten. Wo diese Kita gebaut werden soll war Thema im Sozial- und Verwaltungsausschuss. Seitens der Verwaltung wurden zwei sofort nutzbare Standorte genannt: ein Bauplatz im Neubaugebiet Hartäcker und die Freifläche an der Gartenstraße, die schon einmal einen Kindergarten beherbergte. 

Standortdiskussionen in Gremien sind anspruchsvoll und oft langwierig. Bei genauer Betrachtung wird man dem Beilsteiner Gemeinderat in dieser Disziplin eine gewisse Begabung nicht absprechen können, insbesondere dann, wenn gefasste Beschlüsse rückwirkend in Frage gestellt werden. Öffentliche Bauten kosten nicht nur viel Geld in der Anschaffung, es muss – im Gegensatz zu früher – deutlicher an Unterhalt und langfristige Nutzung gedacht werden. Deshalb konnte es am vergangenen Dienstag auch kein Meinungsbild für oder gegen einen der zwei vorgestellten Standorte geben. Sicher, die Wartelisten sind voll und die Zeit drängt, aber um nicht alte Fehler zu wiederholen, sollten nicht nur die aktuellen Probleme, sondern auch die Nebenwirkungen in Augenschein genommen werden. 

Nach der Formel „kurze Beine – kurze Wege“ spricht alles für eine Kita in den Hartäckern. In 15 Jahren wird jedoch der Vor-Ort Bedarf deutlich nachlassen. Auch die jüngsten Bewohner des Neubaugebiets werden nach und nach vom Bobby-Car auf Fahrzeuge mit stärkerem Antrieb umsteigen. Aber gerade die Motorisierung ist das Problem für den Standort Gartenstraße. Dort und vor dem benachbarten Kinderhaus im Birkenweg bringt die morgendliche Anreise der Kundschaft schon jetzt Parkplatznot und hohes Verkehrsaufkommen. Andererseits spricht viel für die Bündelung an einem Standort (Birkenweg / Gartenstraße), doch würden die vorliegenden ersten Ideen für die Gartenstraße umgesetzt, käme es zu einer Kappung einer wichtigen Fußwegverbindung und zur Preisgabe der letzten Freifläche im Stadtkern.  Auch der tatsächliche oder scheinbare Wert der Grundstücke – eine beim Thema Pflegeheim gerne zitierte Komponente – spielt eine Rolle. Denn ganz am Schluss muss der zusätzliche Kindergarten auch noch bezahlt werden.

Entscheidungen können nur auf der Basis aktueller Erkenntnisse getroffen werden, zukünftige Entwicklungen lassen sich vermuten, aber nicht mit Sicherheit vorhersagen. Eine Hilfe zur Risikominderung kann ein Kriterienkatalog sein, mit dessen Hilfe zumindest die Vor- und Nachteile abgewogen und vor allem die Ziele priorisiert werden können. Auch weitere Standorte oder Erweiterungen der bestehenden Einrichtungen sollten nicht von vorneherein ausgeschlossen sein.

Dietmar Rupp 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Blogbeiträge