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Pflegeheim: Abwarten ist keine Lösung

Das Haus Ahorn entspricht in seiner baulichen Struktur nicht mehr den aktuellen rechtlichen Vorgaben für ein Pflegeheim. Ein mehrjähriger Abwägungsprozess hat gezeigt, dass der Erhalt einer Pflegeeinrichtung in Beilstein nur mit einem Neubau möglich ist. Pflegeheime sind keine kommunalen Einrichtungen. So steht es außer Frage, dass ein derartiges Projekt nicht ohne Investor und Betreiber auskommt. Der Beitrag der Kommune kann die Vermittlung oder der Verkauf einer geeigneten Baufläche sein. Und damit geht es um den Standort.Auch hochbetagte und pflegebedürftige Menschen haben Anspruch auf Teilhabe. Im Nachbarort Oberstenfeld gibt es beispielsweise eine ehrenamtliche „Rolligruppe“, die mit den Bewohnern des Kleeblattheims kleine Rollstuhl-Ausflüge rund um die Stiftskirche unternimmt. Der Idee der Teilhabe folgte auch die Standortsuche für das Beilsteiner Neubauprojekt. Abseits liegende Varianten wurden verworfen und dem stadtkernnahen Areal am alten Feuerwehrhaus der Vorzug gegeben.

Von Anfang an war klar, dass es nicht einfach sein würde, die aus den 1970er Jahren stammende Grunddienstbarkeit für die Bahn abzulösen oder notfalls auf eine andere Fläche zu übertragen. Aber ob abgelöst oder nicht: so wie einst für die Bottwarbahn ist Beilstein heute der Scheitelpunkt für den Busverkehr. Wer einen funktionierenden ÖPNV will, muss auch sagen, wo die Busse parken sollen. Es geht also nicht nur um ein, sondern um drei miteinander verwobene Probleme: um die Ablösung der Grunddienstbarkeit, um ein neues Busdepot sowie um einen Übergangsparkplatz während der Bauzeit. Das mehrheitliche Ja zu einem Pflegeheim auf dem früheren Bahngelände hat sich der Gemeinderat nicht leicht gemacht. Es wurde viel diskutiert und bis zur Aufstellung des Bebauungsplans auch viel Zeit verbraucht. Maß und Form der Bebauung, Erschließung, Qualität des Baugrundes oder gar die Vereinbarkeit mit einer eventuellen Stadtbahntrasse wurden besprochen – und teilweise auch als wiederkehrende Argumente gegen den Standort benutzt. Obwohl mit deutlicher Mehrheit beschlossen und mit dem Bebauungsplan auf den Weg gebracht, wird die Standortfrage jetzt wieder neu gestellt. Genannt als die bessere und schnellere Option wird erneut das Raumaiergelände. Diskutiert werden auch Zahlenspiele, wonach eine anderweitige Bebauung des Bahngeländes dem Stadtsäckel einen hohen Gewinn erbringen würde. Leider ist es so, dass auch im Raumaier nicht sofort gebaut werden kann. Planungsverfahren mit langem Vorlauf wären ebenso nötig wie ein durchdachtes Gesamtkonzept für das Gesamtareal. Zudem sind noch etliche der ehemaligen Missionsgebäude bewohnt. Und auch die Gleichung mit der Geldquelle unter dem ehemaligen Bahnschotter enthält einige Unbekannte: Denn auch für eine andere Nutzung muss das Grundstück erst geräumt und die Stadt zunächst sowohl die Grunddienstbarkeit als auch die Busse loswerden.

So oder so – Abwarten oder neue Diskussionsrunden sind nicht hilfreich. Der mühsame Weg zur Realisierung des Pflegeheims an der alten Bahn muss weiter begangen werden. Noch ist das Zeitfenster für den Fortbestand einer Pflegeeinrichtung in Beilstein geöffnet. Aber es beginnt sich zu schließen.

Dietmar Rupp

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