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Vorfahrt für Busse auf dem Weg zur Bahn

so titelte die Marbacher Zeitung in der letzten Woche. Berichtet wurde über Vorplanungen für eine separate Busspur von Murr nach Marbach. Diese Bemühungen sind keinesfalls Nebensächlichkeiten im Schatten des Schillerdenkmals, sondern haben im Idealfall konkrete Auswirkungen auch für Beilstein. Wer heute mit Bus und Bahn Richtung Stuttgart will, sieht den eingeplanten S-Bahn-Zug wegen verspäteter Ankunft in Marbach meist nur von hinten. Manchmal sieht man ihn auch von der Seite, denn im täglichen Dauerstau hinter Murr hat man eine gute Sicht auf die Eisenbahnbrücke über den Neckar.

Die Vorplanungen für die Beseitigung des Bus-Nadelöhrs zwischen Murr und Marbach gehen auf eine Initiative aus dem Jahr 2017 zurück. Der Ludwigsburger Kreistag und die Anliegergemeinden der Buslinie 460 suchen seitdem nach Möglichkeiten zur Beschleunigung des Busverkehrs im Murr- und Bottwartal. Überlastung, Lärm, Kosten, Klima – den notwendigen Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn wird gerade im Speckgürtel rund um Stuttgart niemand bezweifeln. Und dass der Verkehr in und um Beilstein nicht weniger wird, liegt auf der Hand.

Von vorneherein war auch klar, dass neue Baugebiete wie die Hartäcker in Beilstein oder die Aufsiedlung des Werzalit-Areals in Oberstenfeld zusätzliche Autos mit sich bringen. Wie lange es dauert, bis aus der Idee die Tat und aus dem Wunsch die Realität wird, zeigt die oben erwähnte Verkehrsuntersuchung – 2017 initiiert und vier Jahre später sind einfache Dinge wie etwa verbesserte Ampelschaltungen gerade im Stadium der Endplanung angekommen. Zur Rettung aus dem Verkehrsinfarkt hofft man in Beilstein seit Jahrzehnten auf die Umgehungsstraße und in letzter Zeit verstärkt auf die Renaissance der Bottwarbahn. In Bezug auf die Bahn warten die Talgemeinden aktuell auf die neuesten Ergebnisse der standardisierten Bewertung – und damit auf die Aussage, ob die Bahn eine Chance haben wird oder nicht. Furore machten vor der letzten Landtagswahl die Berechnungen zum möglichen Fahrgastaufkommen, mittlerweile ist Ruhe eingekehrt.

Stand heute wissen wir nicht, ob es in 10, 20 oder 30 Jahren eine neue und moderne Bottwarbahn geben wird. Beim Blick auf die Finanzsituation der öffentlichen Hand und die Planungsdauer bei Großprojekten ist Skepsis angebracht. Daher sollte alle Energie in kurz- und mittelfristig umsetzbare Maßnahmen gesteckt werden. Die Beseitigung des Engpasses an der Murr und die damit mögliche exakte Taktung des Busverkehrs im Bottwartal muss nach Kräften unterstützt werden. Falls nötig, müssen auch aus Beilstein die entsprechenden Signale kommen. Auch Befürworter der Bahn sollten sich einer zeitnah möglichen Verbesserung des Busangebots nicht verschließen. Je attraktiver das Busfahren und damit der ÖPNV wird, desto gewichtiger werden auch die Argumente für die Schiene.

Dietmar Rupp

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